🌾 Der Sommer, in dem ich mir meinen Reisepass erarbeitete
Die Sonne brannte.
Nicht freundlich – prüfend.
Ihr Licht lag wie ein Gewicht auf meiner Haut, und der Wind roch nach Erde, Metall und Schweiß.
Das war der Sommer 1993.
Der Sommer, in dem ich mir meinen Pass erarbeitete.
Ich war jung.
Alt genug, um zu wissen, dass ich gehen wollte, aber zu jung, um zu verstehen, was es kosten würde.
Der Boden war hart, die Luft still.
Über mir kreisten Krähen, irgendwo klapperte Metall.
Ich stand auf einem Feld – einer fast zerfallenen Kolchose, irgendwo im ehemaligen Königsberger Gebiet –
mit einer Harke in der Hand und einem Ziel im Herzen:
nach Deutschland zu kommen.
Man sagte uns, wenn wir den Monat über helfen, bekämen wir Geld.
Für mich hieß das: Geld für meinen Reisepass.
Und ich wollte ihn.
Nicht, um wegzulaufen – sondern um endlich anzukommen.
🌻 Zwischen Staub und Hoffnung
Am ersten Tag dachte ich, ich würde es nicht schaffen.
Die Sonne stach, der Boden war trocken wie Stein,
und meine Hände – weich, unerfahren – bekamen nach einer Stunde Blasen.
Ich erinnere mich an das Ziehen in meinen Schultern,
an den Schmerz, der irgendwann in ein dumpfes Brennen überging.
Neben mir fluchte jemand – eine Frau mit rotem Kopftuch.
„Mach schneller, Mädchen! Die Sonne wartet auf niemanden!“
Ich nickte nur, obwohl meine Lippen längst rissig waren.
Ich hakte weiter.
Reihe für Reihe.
Unkraut für Unkraut.
Nach ein paar Tagen roch ich nicht mehr nach Parfum, sondern nach Erde.
Nach einem Monat wusste ich, wie man den Schmerz der Hände in Geduld verwandelt.
Und irgendwann, zwischen Schweiß, Staub und Sonnenbrand,
hörte ich auf, zu denken.
Ich war nur noch Bewegung. Wille. Atem.
☀️ Das Mädchen im Staub
Es gab Abende, da stand ich am Rand des Feldes,
blickte auf die untergehende Sonne und fragte mich,
ob das hier der Preis war, den man für Freiheit zahlte.
Ich sah mich selbst – ein Mädchen, gebräunt, müde,
mit Schwielen auf der Haut, aber Licht in den Augen.
Ein Mädchen, das gelernt hatte, dass Durchhalten nicht blindes Ausharren ist,
sondern eine Entscheidung.
Ich glaube, in diesem Sommer ist etwas in mir gewachsen,
das keine Uniform, kein System, kein Mann und kein Schicksal mir je nehmen konnte:
innere Stärke.
Als ich Wochen später den Reisepass bekam,
hielt ich ihn mit zitternden Fingern.
Er war mehr als Papier.
Er war Beweis.
Dass ich mich selbst übertroffen hatte.
Da wusste ich noch nicht, dass es umsonst war –
aber das erzähle ich beim nächsten Mal.
Ich weiß noch, wie ich lächelte.
Nicht laut, nicht stolz – leise.
Wie jemand, der weiß, dass er ein Stück seiner eigenen Geschichte umgeschrieben hat.
💫 Wake-up-Lady Moment
Wenn ich heute an diesen Sommer denke,
spüre ich nicht mehr den Schmerz oder den Staub.
Ich spüre das Feuer.
Das unerschütterliche, goldene Leuchten, das entsteht,
wenn man etwas aus sich selbst heraus schafft – ohne Sicherheit, ohne Bequemlichkeit,
nur mit Herz und Willen.
Manchmal braucht es genau das:
ein Stück Härte im Außen,
damit man im Inneren weich, klar und echt werden kann.
Denn wahre Stärke entsteht nicht dort, wo man gewinnt,
sondern dort, wo man trotz allem bleibt.
Und wenn du spürst, dass du deine eigene Kraft wiederfinden willst –
diese leise, sanfte, unzerbrechliche Stärke in dir –
dann folge dem goldenen Pfad zu deinem nächsten
Wake-up-Lady-Moment. ✺
Denn manchmal liegt sie nicht in den Siegen,
sondern in den Sommern,
in denen du gelernt hast, dich selbst zu halten.
