Schön, dass Du da bist!

🚗 Allein durch Polen – eine Rückfahrt, die alles veränderte (und fast zum Desaster wurde)

28.10.2025

Januar 1997.
Ein Winter, der sich anfĂĽhlte wie Abschied.
Das Visum war befristet bis zum 31. Januar.
Die Arbeit hätte ich gehabt, die Perspektive auch –
aber Gesetze sind manchmal stärker als Wünsche.

Ich musste zurĂĽck.
ZurĂĽck in ein Land, das sich noch suchte.
Zurück in ein Leben, das ich längst hinter mir glaubte.

Ich hatte gerade meine Ausbildung im Lebensmittelhandwerk beendet,
war stolz, dankbar, müde – und verliebt.
Er war kein Ehemann, also kein Grund fĂĽr ein neues Visum oder mehr.
Nur ein Freund, den ich wenige Monate kannte,
und ein Versprechen, dass wir uns wiedersehen wĂĽrden.

Also packte ich meine paar Sachen, kaufte mir einen alten Peugeot 309,
und wollte wenigstens eines selbst bestimmen: meinen Weg zurĂĽck.


❄️ Der Abschied

Ich fuhr am späten Nachmittag los.
Hinter mir die Umarmung meines Freundes,
vor mir die StraĂźe, der Schnee, die Unsicherheit.

Meine Freundin – nennen wir sie Olga – wollte eigentlich mitfahren.
„Wer fährt schon allein durch Polen im Januar?“, hatte sie gefragt.

Wie sich später herausstellte: Ich.

Kurz vor der Abfahrt bekam sie kalte FĂĽĂźe.
„Ich kann doch nicht mit“, sagte sie.
Und plötzlich war ich allein – mit meinem Mut, meinem Auto
und einem Ziel, das sich immer weiter entfernte.

Die Autobahn war leer, der Himmel grau.
Irgendwo bei Frankfurt (Oder) fand ich eine einfache Unterkunft für die Nacht –
ein altes Bett, ein schwaches Licht und Gedanken, die lauter waren als der Verkehr.


đźš§ Die Grenze

FrĂĽh am Morgen startete ich wieder.
Die Straßen waren vereist, und im Kassettendeck liefen die von Freunden aufgenommenen Bänder –
Juliane Werding, Matthias Reim, ein paar Lieder, die mich die ganze Fahrt begleiteten.

Ich erreichte den Grenzübergang bei Frankfurt (Oder) –
damals noch mit Schlagbaum, Uniformen, misstrauischen Blicken.

Der Grenzpolizist nahm meinen Pass, sah mich an und fragte:
„Du willst allein durch Polen fahren?“

Ich lachte. „Na klar!“ – er nicht.
Sein Blick sagte mehr als Worte, und plötzlich lief es mir kalt den Rücken hinunter –
nicht nur wegen des Winters.


⚠️ Der Moment, der alles änderte

Ein paar Kilometer hinter der Grenze, irgendwo zwischen Nebel und Dunkelheit,
tauchte ein Auto im RĂĽckspiegel auf. Dann ein zweites.
Lichter, die aufflammten, zuckten, blinkten.

Sie fuhren dicht auf. Dann kam eines von vorn – mit grellem Licht.
Sie wollten, dass ich anhalte.

Mein Herz raste. Ich wusste nicht, wer sie waren – nur, dass es kein gutes Gefühl war.

Ich dachte: Bevor ich beklaut oder Schlimmeres erlebe … fahre ich einfach.
Also trat ich aufs Gas. Vollgas. Geradeaus. Augen zu. Atem an.

Im letzten Moment wichen sie aus. Ob überrascht – oder enttäuscht – weiß ich bis heute nicht.

Aber sie gaben nicht auf. Gefühlt stundenlang – tatsächlich vielleicht Minuten – verfolgten sie mich.
Ich erinnere mich an das Rauschen in den Ohren, den metallischen Geschmack der Angst
und den stummen Satz in meinem Kopf: „Nicht jetzt. Nicht hier. Fahr weiter.“


🕯️ Malbork

Erst in Malbork hielt ich an. Tankstelle. Licht. Menschen. Leben.
Ich zitterte, aĂź irgendetwas, ging zur Toilette, atmete wieder.

Und ich schwor mir: Nie wieder allein.

Als ich weiterfuhr, fühlte ich mich zum ersten Mal wirklich erwachsen –
erschöpft, wach und sehr lebendig.


đź’« Wake-up-Lady Moment

Wenn ich heute daran denke, spüre ich wieder diesen Wechsel der Gefühle –
zwischen Mut und Naivität, Stärke und Angst.

Manchmal sind es nicht die groĂźen Siege, die dich wachsen lassen.
Sondern die Tage, an denen du allein fährst, keinen Plan hast –
und es trotzdem irgendwie durchstehst.

Denn Mut ist nicht das Gegenteil von Angst.
Er ist die Entscheidung, trotzdem zu fahren.

Wenn du spĂĽrst, dass du an so einer inneren Grenze stehst, erinnere dich:
Manchmal reicht ein einziger Moment, um dich wachzurĂĽtteln.

👉 Wake-up-Lady-Moment ✺

Weichgekocht?
Nein, ladylike 🤎